Deutsch Intern
    Hochschulambulanz für Psychotherapie

    Angststörungen

    Angst ist eine normale emotionale Reaktionsweise, die von jedem Menschen erlebt wird und die sogar überlebensnotwendig ist. Angst tritt normalerweise in Situationen auf, die in irgendeiner Weise bedrohlich sein könnten, wobei die Bedrohung körperlicher Natur (Krankheit, Unfälle, Tod) oder sozialer Natur (Zurückweisung, Peinlichkeit) sein kann. Angst dient dazu, uns auf diese Herausforderungen vorzubereiten und vor Gefahren zu bewahren. Sie hilft uns also, bei tatsächlichen Bedrohungen schnell reagieren zu können, indem wir entweder fliehen oder uns der Gefahr stellen (Kampf-/Fluchtreaktion). Daher ist Angst an und für sich nicht schlecht; sie kann sogar auch außerhalb gefährlicher Situationen sehr hilfreich sein. So zeigt jahrelange Forschung, dass ein mittleres Ausmaß an Angst die Leistungsfähigkeit (z.B. in Prüfungen) fördert.

    Angststörungen sind ein Sammelbegriff für psychische Probleme, bei denen Betroffene eine extreme Angst vor einem Objekt oder einer bestimmten Situation erleben. Dabei ist wichtig, dass sich die Angst auf Dinge bezieht, vor denen Menschen ohne Angststörung keine oder deutlich weniger Angst haben. Manchmal merken die Betroffenen selbst, dass ihre Angst übermäßig oder unbegründet ist. Zu den Angststörungen gehören die Panikstörung, die Agoraphobie, die Spezifische Phobie, die Soziale Phobie, die Generalisierte Angststörung und die Trennungsangst. 

    Angststörungen kommen in der Bevölkerung recht häufig vor. Etwa jeder Achte entwickelt mindestens einmal in seinem Leben eine Angststörung. Leider sucht jedoch nur gut ein Drittel der Betroffenen fachmännische Hilfe auf. Dies ist besonders schade, da gerade Angststörungen meistens gut behandelbar sind. Die Kognitive Verhaltenstherapie ist eine der, wenn nicht die am besten erforschte, Therapieform für Angststörungen. Wissenschaftliche Studien haben wiederholt gezeigt, dass sie hocheffektiv ist und besonders wirksam in der Behandlung von verschiedenen Angststörungen. 

    Nachfolgend finden Sie Informationen zu einzelnen spezifischen Störungsbildern und einige Fragen, die Ihnen einen Hinweis geben können, ob bei Ihnen eine Angststörung vorliegt. Diese Fragen ersetzen jedoch keinesfalls eine detaillierte Diagnostik mit einem ausgebildeten Psychologen oder Arzt.

    Panikstörung

    Bei einer Panikattacke - oder auch Panikanfall oder Angstattacke - handelt es sich um einen Anfall starker Angst, der plötzlich, wie aus heiterem Himmel, über die Betroffenen hereinbricht. Bei der Panikattacke produziert der Körper bestimmte Alarmsignale: es kommt zu körperlichen Beschwerden wie Herzrasen, Atemnot, Schwindel, Benommenheit, Hitzewallungen sowie Schmerzen oder Engegefühlen in der Brust. Während einer solchen Panikattacke befürchten die Betroffenen häufig, sie könnten sterben, verrückt werden oder die Kontrolle verlieren. Die wahrgenommenen Symptome erreichen innerhalb weniger Minuten ihren Höhepunkt.

    Von einer Panikstörung wird gesprochen, wenn eine Person wiederholt Panikattacken erlebt und unter der Befürchtung leidet, dass solche Panikattacken erneut auftreten könnten. Während einer Panikattacke suchen die Betroffenen oft Hilfe bei Begleitpersonen, rufen den Notarzt oder flüchten sich an einen sicheren Ort (meist das eigene Zuhause). Viele Betroffene versuchen angstauslösende Orte und Situationen möglichst vollständig zu meiden. Aus diesem Vermeidungsverhalten kann sich im Laufe der Zeit eine Agoraphobie entwickeln, die häufig mit einer Panikstörung einhergeht. Die gefürchteten Situationen können in Begleitung oder durch sogenannte Sicherheitssignale (Medikamente, Telefonnummer des Arztes, etc.) oft besser durchgestanden werden. Diese Verhaltensweisen führen jedoch nicht zu einer Besserung der Erkrankung. In extremen Fällen sind die Betroffenen nicht mehr in der Lage, ohne Begleitung das Haus zu verlassen, wodurch das alltägliche Leben stark eingeschränkt wird.

    Panikstörung - Bin ich betroffen? – Ein Selbsttest

    1. Hatten Sie schon einmal einen Angstanfall, d.h. wurden Sie ganz plötzlich und unerwartet von starker Angst oder Beklommenheit überfallen, und zwar in Situationen, in denen die meisten Menschen nicht ängstlich sind?    
    2. Haben Sie in diesen Situationen körperliche Symptome wie Herzklopfen, Zittern, Atemnot, Schwindel, Hitzewallungen oder Kälteschauer, Übelkeit und Brechreiz, Kribbeln oder Taubheitsgefühle und/oder die Angst, keine Kontrolle mehr zu haben, ohnmächtig zu werden, zu ersticken oder zu sterben? 
    3. Treten diese Beschwerden sehr plötzlich auf, und verschlimmerten sie sich dann innerhalb von wenigen Minuten? 
    4. Haben Sie nach einem solchen Angstanfall wochenlang ständig Angst davor, wieder einen solchen Angstanfall zu bekommen?

    Wenn Sie eine oder mehrere der Fragen mit "ja" beantwortet haben, könnte bei Ihnen eine Panikstörung vorliegen. Das sollte abgeklärt werden! Gern können Sie sich dazu bei uns melden. 

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    Agoraphobie

    Agoraphobie ist ein altgriechisches Wort und bedeutet soviel wie Angst (phóbos) vor offenen Plätzen (agorá). Psychologen meinen damit heute aber eine Angst vor einer Vielzahl von Situationen, die die Betroffenen meiden. Diese Situationen sind dadurch gekennzeichnet, dass eine Flucht schwierig oder peinlich sein könnte oder aber dass Hilfe im Notfall nicht rechtzeitig zu erwarten wäre. Häufig handelt es sich um Situationen, in denen schon einmal ein Panikanfall aufgetreten ist. Typische Situationen sind öffentliche Orte und Menschenansammlungen (z.B. Kinos, Kaufhäuser, Restaurants, öffentliche Verkehrsmittel), Auto-, Zug- oder Busfahrten, Autobahnen, Brücken, Tunnel, Lifte oder ähnliches, aber auch Orte, wo keine anderen Personen sind, wie einsame Wälder, in denen im Falle einer Panikattacke die Flucht schwierig oder aber Hilfe nicht rechtzeitig zu erwarten wäre.

    Die Agoraphobie tritt sehr oft gemeinsam mit einer Panikstörung auf. Im Gegensatz zur reinen Agoraphobie erleben Betroffene mit einer Panikstörung mit Agoraphobie an den gefürchteten Orten wiederholt Panikattacken und befürchten, dass solche Panikattacken dort erneut auftreten könnten.

    Agoraphobie - Bin ich betroffen? – Ein Selbsttest

    1. Hatten Sie jemals eine unbegründet starke Angst, sich in Menschenmengen aufzuhalten, Schlange zu stehen, sich auf öffentlichen Plätzen (Markt, Kino) aufzuhalten, sich im Auto, Zug, Bus oder Flugzeug zu befinden oder eine Brücke zu überqueren?
    2. Haben Sie in solchen Situationen Angst, dass etwas Peinliches oder Beschämendes passieren würde (Ohnmacht, Erbrechen, o.Ä.)?
    3. Suchen Sie immer nach einem Fluchtweg, wenn Sie unterwegs sind?
    4. Haben Sie in diesen Situationen körperliche Symptome wie Herzklopfen, Zittern, Atemnot, Schwindel, Hitzewallungen oder Kälteschauer, Übelkeit und Brechreiz, Kribbeln oder Taubheitsgefühle und/oder die Angst, keine Kontrolle mehr zu haben, ohnmächtig zu werden, zu ersticken oder zu sterben?

    Wenn Sie eine oder mehrere der Fragen mit "ja" beantwortet haben, könnte bei Ihnen eine Agoraphobie vorliegen. Das sollte abgeklärt werden! Gern können Sie sich dazu bei uns melden. 

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    Spezifische Phobie

    Bei einer Spezifischen Phobie haben Betroffene Angst vor konkreten Objekten oder Situationen. Häufig treten Ängste vor Tieren (z.B. Spinnen, Hunden, Mäusen), Naturgewalten (z.B. Gewitter, Wasser) oder Situationen, in denen eine Gefahr vermutet wird (z.B. vor Höhe, U-Bahnen, Aufzügen, Tunneln oder Fliegen im Flugzeug) auf. Auch eine intensive Angst vor dem Ersticken/Erbrechen oder Angst vor Blut und Spritzen kommen regelmäßig vor. Die Angst der Betroffenen äußert sich in körperlichen Symptomen wie Zittern, Herzrasen, Schwitzen, Atemnot, Verkrampfung, Schwindelgefühlen, Beklemmungsgefühlen in der Brust, Kopf- und Magenschmerzen, Durchfall, Übelkeit oder Panikgefühlen. Um all das zu vermeiden, gehen Betroffene diesen Situationen oft von vornherein aus dem Weg. 

    Ängste vor bestimmten Dingen oder Situationen kommen bei vielen Menschen vor (z.B. Angst vor Mäusen). Von einer Spezifischen Phobie spricht man nur dann, wenn die Angst sehr ausgeprägt ist und die beruflichen oder sozialen Aktivitäten erheblich einschränkt. Gleichzeitig wissen die Betroffenen im Grunde, dass ihre Angst übertrieben ist und in Wirklichkeit keine oder keine große Gefahr besteht.

    Spezifische Phobie - Bin ich betroffen? – Ein Selbsttest

    1. Haben Sie eine unbegründet starke Angst vor Höhen, dem Fliegen, Blut zu sehen, Stürmen, Donner oder Blitzen, Schlangen, Vögeln, Insekten oder anderen Tieren, geschlossenen Räumen, Blut oder Spritzen, oder vor dem Schwimmen?   
    2. Haben Sie in diesen Situationen körperliche Symptome wie Herzklopfen, Zittern, Atemnot, Schwindel, Übelkeit und Brechreiz, Kribbeln oder Taubheitsgefühle oder die Angst, keine Kontrolle mehr zu haben?  
    3. Meiden Sie diese Situationen oder Objekte bzw. begegnen Sie diesen Situationen oder Objekten nur mit starker Angst?    
    4. Haben Sie den Eindruck, dass Ihr Verhalten übertrieben oder unvernünftig ist? 

    Wenn Sie eine oder mehrere der Fragen mit "ja" beantwortet haben, könnte bei Ihnen Spezifische Phobie vorliegen. Das sollte abgeklärt werden! Gern können Sie sich dazu bei uns melden. 

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    Soziale Phobie

    Betroffene mit Sozialer Phobie haben eine anhaltende und unangemessen starke Angst vor sozialen Situationen, die weit über eine normale Schüchternheit oder Lampenfieber hinausgeht. Ihnen fällt es nicht nur schwer, sondern sie haben große Angst davor, Erwartungen anderer nicht zu erfüllen und auf Ablehnung zu stoßen. Die Angst kann alle Situationen betreffen, in denen man die Aufmerksamkeit anderer Menschen auf sich ziehen könnte, beispielsweise in der Öffentlichkeit reden oder essen. Die Personen mit einer Sozialen Phobie befürchten, sich vor anderen zu blamieren, sich peinlich zu verhalten oder abgelehnt zu werden - dabei wissen sie allerdings, dass ihre Angst übertrieben ist. Begleitet wird die Angst oft durch körperliche Symptome wie Erröten, Zittern, Herzrasen, Schwitzen, Atemnot, Verkrampfung, Sprechhemmung und häufige Versprecher,

    Schwindelgefühle, Beklemmungsgefühle in der Brust, Kopf- und Magenschmerzen, Durchfall, Übelkeit oder Panikgefühle. Um all das zu vermeiden, gehen Menschen mit sozialen Ängsten Situationen, in denen sie der Bewertung durch andere ausgesetzt sind, oft von vornherein aus dem Weg oder gehen gar nicht erst aus dem Haus. So kann eine soziale Phobie einen Menschen erheblich in seinem Alltag einschränken.

    Soziale Phobie - Bin ich betroffen? – Ein Selbsttest

    1. Leiden Sie unter starken Ängsten in sozialen Situationen, z.B. wenn Sie mit anderen reden oder etwas in Gegenwart anderer tun müssen?
    2. Haben Sie in solchen Situationen Angst, dass etwas Peinliches oder Beschämendes passieren würde, oder dass man Sie für dumm, schwach oder verrückt halten würde?
    3. Haben Sie in solchen Situationen körperliche Symptome wie Schweißausbrüche, Zittern, Bauchschmerzen oder Herzrasen?
    4. Haben Sie wegen Ihrer Angst schon einmal soziale Situationen vermieden?
    5. Würden Sie sagen, dass Ihre Angst in sozialen Situationen wesentlich stärker als bei anderen Menschen oder unbegründet stark ist? 

    Wenn Sie eine oder mehrere der Fragen mit "ja" beantwortet haben, könnte bei Ihnen eine Soziale Phobie vorliegen. Das sollte abgeklärt werden! Gern können Sie sich dazu bei uns melden.

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