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    Hochschulambulanz für Psychotherapie

    Schematherapie

    Der Studiengang für Psychologische Psychotherapie der Universität Würz­burg bietet seit 2018 eine Fortbildungsreihe an, die sich an Psychologen und Psychologinnen, Ärzte und Ärztinnen mit In­te­res­se an Schematherapie. richtet. Bei der Schematherapie handelt es sich um ein integratives Therapiekonzept, das Elemente der Gestalttherapie, der Bindungstheorie und psychoanalytische Sichtweisen mit der kogniti­ven Verhaltenstherapie vereint.

    J. E. Young entwickelte sie in den 90er Jahren für Patienten mit chro­nischen psychischen Erkrankungen, die aufgrund ihrer rigiden und dysfunktionalen Denk­strukturen, des fehlenden Kontaktes zu ihren eigenen Emotionen und einer unsiche­ren Bindung zum Therapeuten oft­mals nicht zu­friedenstellend auf kognitive Verhaltensthe­rapie ansprechen. Dazu gehören neben schweren chronischen Achse-I-Störungen vor allem Persönlichkeitsstörungen. Die Sche­matherapie stößt in den letzten Jahren nicht zuletzt wegen der guten Wirksamkeit in der Behandlung von Per­sönlichkeitsstörungen auf großes Interesse.

    Kernbegriffe der Schematherapie sind Schemata und Schema-Modi. Schemata sind starre und dys­funktionale Lebensmuster („Lebensfallen“), die Patienten in der zufriedenstellenden Gestaltung ihres Le­bens behindern. Als Schema-Modi werden emotionale Zustände oder Selbstan­teile bezeichnet, die zu einem aktuellen Zeitpunkt das Erleben und Verhalten eines Pa­tienten dominieren.

    Zentraler Baustein des therapeutischen Prozesses ist die Therapiebe­ziehung. Durch be­grenz­­­te elterliche Fürsorge sollen Patienten Erfahrungen nachholen, durch deren Ab­we­sen­heit bestimmte Schemata und Bewältigungsstrategien entstanden sind. Ziel der Sche­ma­the­rapie ist es, den Patienten zu helfen, Kernbedürfnisse zu erkennen und diese in adap­tiver Weise zu befriedigen.

    Seminarleitung

    Die Fortbildungsreihe wird von Frau Dr. Neele Reiß und Frau Dr. Friederike Vogel geleitet. 

    Beide sind zertifizierte Schematherapeutinnen und Supervisorinnen (Einzel- und Gruppentherapie) nach den Kriterien der „International Society für Schematherapy“ (ISST), Leiterinnen von nationalen und internationalen Workshops und Au­torinnen von Artikeln und Lehrbüchern. Sie leiten zusam­men das Institut für Psychothe­rapie in Mainz (ipst-mz) und arbeiteten bis 2012 an der Klinik für Psychiatrie und Psychothe­rapie der Universität Mainz auf einer Schwerpunktstation für Patienten mit Borderline-Per­sönlich­keitsstörung.

    • Dr. Neele Reiß studierte Psychologie in Marburg und Pennsylvania (USA). Sie ist psychologische Psychotherapeutin in eigener Praxis und wissenschaft­liche Mitar­beiterin am Institut für Psychologie der Goethe Universität Frank­furt. Ihr Forschungs­schwerpunkt ist die differentielle Wirksamkeit von Psy­cho­therapie­verfah­ren und -techniken, vor allem im Bereich der Schematherapie und Imagi­nationsverfah­ren.
    • Dr. Friederike Vogel studierte Medizin in Würzburg, Louisville (USA) und Luzern (Schweiz). Sie ist ärztliche Psychotherapeutin in eigener Praxis und Oberärztin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der vitos Klinik.

    Programminhalte

    In fünf aufeinander aufbauenden Workshops mit einem Umfang von 55 Unterichtseinheiten sollen die Grundlagen der Schematherapie hinsichtlich Fallkonzeptualisierung, Behandlungsstrategie und Therapiebeziehung (Workshops I, II und II), sowie die Anwendung bei verschiedenen Störungsbildern (WS IV und V) vermittelt werden.

    Die Schematherapie wird in der Form vermittelt, wie sie sich in internationalen Studien em­pirisch als hoch wirksam in der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen erwiesen hat. Schwer­punkte liegen auf dem Einsatz des Schema-Modusmodells und emotionsfokussierten Interventionstechniken. Zugrunde gelegt wird u.a. das Manual von Reiss, Farrell & Shaw (2015), in dem Begleit- und Patientenmaterialien sowohl für das Einzel- als auch für das Gruppensetting vorliegen.

    Alle Kurse sind stark praxisorientiert. Neben kur­zen theoretischen Überblicken zu den The­men­bereichen sollen dabei Demon­stra­tionen der Kursleiterinnen und Übungen der Teil­neh­mer als Lehrmethoden zum Einsatz kom­men. 

    Workshop I: Einführung in die Schematherapie und Fallkonzeptualisierung (14 UE)

    In diesem Workshop werden Kenntnisse zu den 18 maladaptiven Schemata nach J.E. Young sowie den sogenannten-Schema Modi vermittelt. Ein Fokus wird hierbei auf der Fallkonzep­tua­lisierung nach dem Modusmodell liegen.

    Nach kurzen theoretischen Überblicken zu den Themenbereichen, wird die Erstellung des Fallkonzeptes an eigenen Fällen der Teilnehmer geübt. Schließlich wird die Erarbeitung des schematherapeutischen Fallkonzeptes von den Workshopleitern demonstriert und anschließend von den Teilnehmern in Rollenspielen geübt.

    Workshop II: Schematherapeutische Behandlungsstrategien (13 UE)

    In diesem Workshop werden kognitive (z.B. Schema-Memokarten, Schematagebücher), behaviorale (z.B. Rollenspiele, Verhaltensexperimente) und erlebensbasierte Interven­tions­strategien (z.B. Imagination, Stuhltechnik) zum Umgang mit kindlichen Modi und dys­funk­tionalen Elternmodi vermittelt. Ein Fokus wird hierbei auf den erlebensbasierten Techniken, insbesondere dem imaginativen Überschreiben liegen.

    Nach kurzen theoretischen Überblicken zu den Themenbereichen, wird die Durchführung der Interventionstechnik von den Workshopleitern demonstriert und anschließend von den Teilnehmern in Rollenspielen geübt.

    Workshop III: Therapiebeziehung in der Schematherapie (10 UE)

    Dieser Workshop fokussiert auf die therapeutische Beziehungsgestaltung in der Schema­the­rapie und den Umgang mit Bewältigungsmodi. Die therapeutische Beziehung wird nach dem Mo­­dell der begrenzten elterlichen Fürsorge („limited reparenting“) gestaltet und gilt in der Sche­­matherapie als ein Mittel der Intervention, um Patienten korrektive Erfahrungen zu er­mög­lichen. Ein weiterer Fokus dieses Workshops wird auf Interventionsstrategien zum Um­gang mit unterschiedlichen maladaptiven Bewältigungsmodi liegen. Hierbei wird insbeson­dere auf die Technik der empathischen Konfrontation eingegangen.

    Nach kurzen theoretischen Überblicken zu den Themenbereichen, wird die Umsetzung der begrenzten elterlichen Fürsorge sowie die Technik der empathischen Konfrontation bei unterschiedlichen Modi und Störungsbildern von den Workshopleitern demonstriert und anschließend von den Teilnehmern in Rollenspielen geübt.

    Workshop IV: Schematherapie für Cluster C-Persönlichkeitsstörungen (9 UE)

    In diesem Workshop wird auf  schematherapeutische Behandlung von Patienten mit Cluster C Persönlichkeitsstörung behandelt. Grundlage ist das spezifische Modusmodell für Patienten mit selbstunsicher-vermeidender und abhängiger Persönlichkeitsstörung. Fokussiert wird auf Interventionsstrategien für den vulnerablen Kindmodus, den strafenden Elternmodus und die relevanten maladaptiven Bewältigungsmodi (u.a. Compliant Surrender, Vermeidender Distanzierter Beschützer). Schwierige Therapiesituationen (z.B. langsame Autonomieentwicklung) werden im Workshop besprochen und Interventionsstrategien erarbeitet.

    Im Workshop wird das Cluster C-Modusmodell sowie modusspezifische Behandlungsstrategien anhand von Vortrag und Arbeit mit unterschiedlichen Fällen vorgestellt. Anhand von Demonstrationen wird die Umsetzung von Behandlungsstrategien veranschaulicht und später in angeleiteter Kleingruppenarbeit von den Teilnehmern im Rollenspiel geübt. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, eigene Fälle einzubringen und darauf bezogene Fragen zu diskutieren.

    Workshop V: Schematherapie für Cluster B-Persönlichkeitsstörungen (9 UE)

    In diesem Workshop wird die schematherapeutische Behandlung von Patienten mit Cluster B-Persönlichkeitsstörung behandelt. Grundlage ist das spezifische Modusmodell für Patienten mit Borderline Persönlichkeitsstörung. Fokussiert wird auf Interventionsstrategien für vulnerable und wütende Kindmodi, den strafenden Eltern- und den distanzierten Beschützermodus. Schwierige Therapiesituationen (z.B. Suizidalität) werden im Workshop besprochen und Interventionsstrategien erarbeitet.

    Im Workshop wird das Cluster B-Modusmodell sowie modusspezifische Behandlungsstrategien anhand von Vortrag und Arbeit mit unterschiedlichen Fällen vorgestellt. Anhand von Demonstrationen wird die Umsetzung von Behandlungsstrategien veranschaulicht und später in angeleiteter Kleingruppenarbeit von den Teilnehmern im Rollenspiel geübt. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, eigene Fälle einzubringen und darauf bezogene Fragen zu diskutieren.

    Termine und Zeiten

    Fortbildungsreihe 2025:

    • WS I               28. + 29. März 2025 (Fr 16 - 20 h, Sa 9 - 17 h)
    • WS II              9. +  10. Mai 2025 (Fr 16 - 19.30, Sa 9 - 17 h)
    • WS III             7. Juni 2025 (Sa 9 - 18 h)
    • WS IV             13. Dezember 2025 (Sa 9 - 17 h)
    • WS V              17. Januar 2026 (Sa 9 -17 h)

    Organisatorisches

    Kosten und Anmeldebedingungen

    1400,00 Euro (mind. 15, max. 20 Teilnehmer)

    Für Absolventen des Studiengangs Psychologische Psychotherapie wird das Curriculum ver­gün­stigt angeboten (1200,00 €).

    Das Curriculum wird als geschlossener Kurs angeboten. Die Anmeldung entspricht der Zu­sa­ge zu allen fünf Workshops. 

    Ein Anmeldeformular kann hier heruntergeladen werden.

    Ein Rücktritt ist nur schrift­lich möglich Bis vier Wochen vor Kursbeginn werden 50% der Ge­bühr, bei späterer Absage die Gesamtgebühr fällig. Sollte der Kurs aufgrund zu geringer Anmel­dungen nicht durchgeführt werden können, erfolgt die Stornierung zwei Wochen vor Beginn und Sie erhalten die Gebühr umgehend zurückerstattet.

    Alle fünf Workshops des Fortbildungscurriculums werden bei der PTK Bayern akkreditiert, so dass Fortbildungspunkte (1 Unterrichtseinheit entspricht 1 Fortbildungspunkt) erworben werden können.

    Literaturempfehlungen

    • Jacob, G. & Seebauer, L. (2011). Andere Wege gehen. Ein schematherapeutisches Selbsthilfebuch. Weinheim: Beltz.
    • Jacob, G. & Seebauer, L. (Hrsg.) (2013). Fallbuch Schematherapie. Weinheim: Beltz Workshops.
    • Reiss, N., Farrell, J. & Shaw, I.A. (2015). Schematherapie erfolgreich anwenden. Paderborn: Junfermann.
    • Reiss, N. & Vogel, F. (2014). Empathische Konfrontation in Schematherapie. Weinheim: Beltz.
    • Reiss, N., Vogel, F. & Knörnschild, C. (2016). Schematherapie bei Patienten mit aggressivem Verhalten. Göttingen: Hogrefe.