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    Lehrstuhl für Psychologie V - Differentielle Psychologie, Persönlichkeits-
    psychologie und Psychologische Diagnostik

    Theorie des Verstärkungslernens der Fehler- und Feedbacknegativierung

    Theorie des Verstärkungslernens der Fehler- und Feedbacknegativierung

    Zielgerichtetes Handeln benötigt eine ständige Kontrolle des eigenen Verhaltens. In jedem Moment muss eingeschätzt werden, ob eine Handlung bzw. ein Verhalten der Herbeiführung eines Zieles dienlich oder schädlich ist. Dabei können Fehler als der Zielerreichung schädliche Verhaltensweisen verstanden werden. Reaktionsfehler lösen eine negative Potentialverschiebung über frontocentralen Elektroden aus, die sogenannte Fehlernegativierung. Kann die Zieldienlichkeit nicht direkt aus dem Verhalten geschlossen werden, ist externes Feedback nötig um eine Bewertung der Zieldienlichkeit zu erhalten. Eine negative elektrophysiologische Reaktion im Ereigniskorrelierten Potential entsprechend der Fehlernegativierung findet sich entsprechend auch als Reaktion auf negatives Leistungsfeedback als Feedbacknegativierung (Miltner, Braun, & Coles, 1997). Die Befunde zur Fehlernegativierung und zur Feedbacknegativierung wurden von Holroyd und Coles (2002) in den theoretischen Rahmen des Verstärkungslernens gestellt. Sie schlugen vor, dass das Absinken einer Verstärkungserwartung die genannten Negativierungen auslöse und damit im Zusammenhang mit Bestrafungsprozessen im lerntheoretischen Sinne stehe.

    Um die Theorie an einem ökologisch validen Glücksspielparadigma zu überprüfen wurde eine experimentelle Version des Kartenspieles "17 und 4" entwickelt. Dabei spielt ein Proband gegen einen computergesteuerten Gegner. Ziel des Spieles ist es näher an 21 Punkte heranzukommen als der Gegner.

    In einer Pilotstudie (Hewig et al., 2007) spielten die Probanden "17 und 4". Es zeigte sich, dass die Amplitude der Feedbacknegativierung mit der Gewinnerwartung zusammenhing (Abbildung 3).

    Darüber hinaus zeigten sich interindividuelle Unterschiede: Probanden mit höherer Feedbacknegativierung auf einen Spielverlust zeigten eine Vermeidung derjenigen Entscheidungen, die zu dem Verlust geführt hatten. Größere Negativierungen auf hoch-riskante Entscheidungen gingen außerdem mit einer vorsichtigeren Spielweise bzw. geringerer Risikobereitschaft einher. Die Risikobereitschaft der Probanden wurde mit Hilfe der Item-Response-Theorie ermittelt (Abbildung 4).

    Publikation:

    Weitere Literatur:

    • Miltner, W. H. R., Braun, C. H., & Coles, M. G. H. (1997). Event-related brain potentials following incorrect feedback in a time-estimation task: Evidence for a "generic" neural system for error detection. Journal of Cognitive Neuroscience, 9(6), 788-798.

    Siehe auch:

    • Hewig, J., Hecht, H., Trippe, R., & Miltner, W. (2005). Medial frontale Negativitäten im EKP bei einem Glücksspielparadigma. In K. Lange, K.-H. Bäuml, M. W. Greenlee, M. Hammerl & A. Zimmer (Hrsg.), Experimentelle Psychologie: Beiträge zur 47. Tagung experimentell arbeitender Psychologen. Lengerich: Pabst Science Publishers.
    • Hewig, J., Hecht, H., Trippe, R., & Miltner, W. (2005). Medial frontal Negativities in a Gambling Paradigm. Journal of Psychophysiology. 19 (2), 122-123.
    • Hewig, J., Trippe, R., Hecht, H., Coles, M., Holroyd, C. & Miltner, W. (2005). Decision-making in Blackjack and the error-related negativity. Psychophysiology (Supplement), 42, S70.
    • Hewig, J., Trippe, R., Hecht, H., Coles, M., Holroyd, C. & Miltner, W. (2006) Medial frontal negativities and reinforcement learning in Blackjack. In S. Nieuwenhuis, R. Mars, and R. Ridderinkhof (Hrsg.) Errors, conflicts, and rewards: The role of Medial Frontal Cortex in cognitive Control and Performance Monitoring: Amsterdam, June 8-10, S10.
    • Hewig, J., Trippe, R., Hecht H., Miltner, W. (2006). Giving advice in blackjack. Psychophysiology, 43, Suppl. 1, 54.
    • Hewig, J., Trippe, R., Hecht H., Miltner, W. (2006). Medial frontale Negativierungen in einem Ratgeberparadigma. In F. Lösel, und D. Bender (Hrsg.), Abstracts zum 45. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (S. 137-138). Lengerich: Pabst Science Publishers.

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